Niemand hat es gern, wenn andere ihm ein schlechtes Gewissen machen. Wer einen Diesel fährt, kann das zurzeit an sich selber testen. Manche sonst umgängliche Zeitgenossen fühlen sich angesichts der Diesel-Diskussionen befugt, Dieselfahrern Vorwürfe zu machen. Das geschieht vielleicht meistens im Spaß. Aber der Spaß hört auf, wenn Menschen sich moralisierend über andere erheben und Urteile fällen. Zurückhaltung im Urteil ist hier, wie so oft, geboten – schon allein deshalb, weil ja niemand so richtig weiß, wo er dran ist: Aktuell werden Dieselautos wegen der Stickoxide verteufelt, davor war es die Feinstaubbelastung. Ehedem wurden sie wegen des niedrigeren CO2-Ausstoßes gelobt. Und tatsächlich sieht es so aus, als würde eine Reduktion von Dieselfahrten in den Städten wieder für einen Anstieg der CO2-Werte sorgen. Verrückte Welt!
Wir wollen das gar nicht weiter kommentieren. Auffällig ist aber, dass in diesem Zusammenhang kaum von Erdgasautos die Rede ist, dies ist umso merkwürdiger, weil Autos mit Erdgasantrieb eine wirtschaftliche, sichere und umweltfreundlichere Alternative sind: Der Verbrauch ist niedriger als bei Benzin- und Dieselfahrzeugen, weil Erdgas eine höhere Energiedichte hat, somit sind auch die Abgaswerte niedriger; außerdem verbrennt Erdgas nahezu frei von Feinstaub. Man muss gar kein so genannter Querdenker sein. Denken bzw. Nachdenken genügt schon. Selberdenken und Selbermachen! Dann müssen Sie aber wirklich bei sich selber anfangen und nicht nur auf die anderen, die Autoindustrie, die Politiker oder die üblichen Besserwisser usw. verweisen. Bitte nicht missverstehen, wir wollen nicht moralisieren. Aber überlegen Sie doch einmal, wie viele Autofahrten Sie machen, wo sie gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein können, oder wie viele PS Ihr Auto wirklich braucht, oder wie viele Flug- und Schiffsreisen sie sich erlauben usw. Es sind aber nicht nur die großen Themen und Maßnahmen, die bedenkenswert sind.
Nehmen wir ganz alltägliches Beispiel! Für saubere Luft in unseren Städten und Gemeinden, auch auf dem Dorf, spielen die Pflanzen innerhalb der Wohnbebauungen eine nicht unerhebliche Rolle. Wo nur versiegelte Flächen sind, kann keine Pflanze Sauerstoff produzieren, der die Stickstoff-, Staub- und CO2-Bilanz verbessern könnte. Schauen Sie sich doch einmal das Umfeld ihres Hauses an: Dominieren da Verbundsteine, Schotter und Kiesel oder feinster Rasen, wo kein unerwünschtes Blümchen blühen darf? Und wie viele Bäume und Sträucher, die zu viel Schatten warfen oder einfach nicht mehr ganz chic waren, sind entfernt worden, ohne sie durch entsprechende Pflanzen zu ersetzen? Es ist nämlich so, dass Bäume nicht nur schmückendes Beiwerk sind, bis man sie nicht mehr haben will, sondern ihnen auch eine wichtige Funktion für das Kleinklima zukommt.
Leider ist zu beobachten, dass viele Bäume verschwinden. Zugleich wird über steigende Luftbelastungen (unter anderem durch Dieselautos) geklagt, und Untersuchungen belegen ja auch, dass die Luftbelastung in den Innenbereichen und an viel befahrenen Straßen zunimmt, wodurch nachweislich unter anderem Krebserkrankungen hervorgerufen werden können. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen über die Technik unserer Autos, die Inhaltsstoffe unserer Lebensmitteln und den globalen Klimawandel informiert sind, kann es nur verwundern, wenn Bäume in unseren Orten verschwinden, ohne dass man sich darüber Gedanken macht – und wenn vor lauter Furcht vor Unkraut (und Arbeit) lieber gar nichts mehr im Garten und Vorgarten gepflanzt wird.